"..am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel,
er sitzt zur rechten Gottes, des Allmächtigen Vaters...

Mit diesen Worten bekennen wir unseren christlichen Glauben. Aber welche Vorstellung haben wir eigentlich von diesem "Aufgefahren in den Himmel"? Wie können wir sie uns vorstellen, diese "Himmelfahrt"? Und wie ist sie eigentlich vereinbar mit unserem naturwissenschaftlich geprägten Weltbild?

Die Apostelgeschichte überliefert uns die damaligen Geschehnisse mit folgenden Worten:

Apostelgeschichte 1, 3-11

 

Es gibt viele Gemälde, die diese Überlieferung wörtlich abbilden. Sie zeigen, wie Jesus Christus "in den Himmel auffährt", wie er auf einer Wolke in den Himmel getragen wird, bis nur noch seine Füße zu sehen sind.

Mit unserem naturwissenschaftlich geprägten Weltbild ist dies schwer oder gar nicht vereinbart. Daher wird der Himmel in der christlichen Theologie heute nicht mehr als eigener räumlicher Bereich verstanden, sondern als der Herrschaftsbereich Gottes. In der englischen Sprache kommt dies deutlich besser zum Ausdruck, als im Deutschen: Das Wort "sky" meint den Himmel als räumlichen Bereich, mit Flugzeugen, Sternen, Planeten, während "heaven" eben dieser Herrschaftsbereich Gottes ist.

Jesus ist in den Himmel aufgefahren - darunter verstehen wir heute, dass er zu Gott zurückgekehrt ist und an seiner Seite wirkt. So betrachtet, ist Christi Himmelfahrt ein Gegenstück zu Weihnachten: An Weihnachten feiern wir, dass Gott Mensch geworden ist und an unserer Seite lebte. An Christi Himmelfahrt gedenken wir daran, dass Jesus Christus nun bei Gott ist und an seiner Seite für uns wirkt.

"Himmelfahrt" ist kein "Verlassen-werden". Jesus Christus bleibt uns Menschen nahe, damals wie heute, trotz allen Abstands.
Nähe trotz Abstand - das ist etwas, das wir in diesen Corona-Tagen immer wieder erfahren konnten und können. Es ist eine besondere Nähe, die spürbar wurde und diese Tage erträglich machte: Telefonate, Briefe, Mails und Chats mit Familie, Freundinnen und Freunden, Gespräche auf dem Kirchplatz mit Maske und Sicherheitsabstand, ein Besuch im Pflegeheim mit Schutzkleidung, Maske und hinter einer Plexiglasscheibe...alles mit Abstand, aber eben doch mit einer besonderen, spürbaren Nähe.

Nähe trotz Abstand ist wichtig in diesen Tagen. Und sie ist kein Widerspruch.

Einen gesegneten Himmelfahrtstag!

(Silke Schmidt)

 

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