Viele Menschen bringen ihre Farben in den Familiengottesdienst zum Erntedankfest hinein, kleine und große. Im Eingangsgebet fragt Pfarrerin Annika Marte:

Was ist eigentlich deine Lieblingsfarbe, Gott?
Grün? Wir danken dir für die Wiesen und Bäume, für alle Blätter und für die Weintrauben.
Blau? Wir danken dir für das Meer und alles Wasser auf der Erde und den Himmel.
Gelb? Wir danken dir für die Sonne und die Sonnenblumen, Margeriten und Trompeten.
Rot? Wir danken dir für die Äpfel, das Feuer und die Liebe.
Oder bunt? Wir danken Dir, Gott, dass heute so viele hier sind, Kinder und Jugendliche und Erwachsene und bitten Dich um deine Nähe.

Mitgebracht hat sie eine Geschichte. Von Anne, die gerade gar keine Antworten hat auf mütterliche Fragen nach Hausaufgaben und Zimmer-Aufräumen. Weil in ihr eine andere Frage da ist: Wo wohnt eigentlich der liebe Gott? Oder wie erkenne ich ihn, wenn ich ihm begegne? Jetzt wird die Mutter still, hat dann aber eine Idee: Gott begegnet Dir, wenn Du etwas geschenkt bekommst, ohne dass Du dafür etwas zurückgeben musst. Bei vielen Geschenken, die sie bekommt, sind Erwartungen, Forderungen nach einer Gegenleistung, Bedingungen dabei. Schließlich fällt Anne unter ihrem Lieblingsbaum ein Apfel in die Hände, einfach so, von oben, vom Baum. Da weiß Anne: Der liebe Gott wohnt bei uns im Apfelbaum! Viel weniger spürbar ist Gott in den Strukturen von Leistung und Gegenleistung, die etwa auch das Berufsleben von uns Erwachsenen zu dominieren versuchen. Das muss nicht so sein, sagt Annika Marte. Und gerade heute wollen wir auch aufhören damit und anders leben!

Ein kleiner Junge fängt schon mal damit an und lacht. Die Pfarrerin teilt diese Szene aus ihrem Familienalltag mit der Gottesdienstgemeinde: Sie fragt ihren dreijährigen Sohn beim Abendessen, warum und worüber er denn die ganze Zeit lacht. Der Junge antwortet: Ich lache vor Dir. Darum geht es wohl beim Erntedankfest, dass wir das Leben feiern und uns einfach freuen, dass wir da sind und das vor Gottes Augen. Annika Marte überlegt, ob es nicht gut wäre, Kindern und Jugendlichen die Fragen zu stellen, mit denen wir uns schwer tun und die uns beschweren - denn diese haben oft die kreativeren Lösungen und wahrscheinlich auch die menschlicheren.

So wie Lara, die heute im Gottesdienst getauft wird, wenige Wochen nach ihrem ersten Schultag. Sie schaut sich das Kirchenfenster an und sieht in dieser Darstellung Jesus, der eine Mütze auf hat - dass er nicht nur derjenige ist, der in seiner Heiligkeit ausstrahlt, sondern das Kind Gottes, das auch einen Schutz braucht. Annika Marte dankt für eure neue und unverstellte Sicht auf die Dinge. Ein solcher Blick fügt sich mit dem Dank für die Schöpfung, für Gedanken, Gedichte und Familie ein in ein großes vielstimmiges Danken, das die Gottesdienst-Teilnehmer auf Apfelzettel schreiben, die an einen Apfelbaum gehängt und in einer gemeinsamen Sekunde ausgesprochen werden: Danke!

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